Bademode
Der Bikini feiert seinen 65. Geburtstag
Im Nacken gebunden, trägerlos, mit oder ohne Bügel, Push-Up-Effekt oder Zierschleifchen - aus der Bademode nicht mehr wegzudenken.
Die heutige Auswahl an Modellen des wohl beliebtesten Bekleidungsstücks für Badehalle, Strand und Meer scheint schier unendlich. Doch so selbstverständlich wie der Bikini heute in den meisten Damenkleiderschränken seinen Platz eingenommen hat, so turbulent zieht sich seine Lebensgeschichte durch mehr als ein halbes Jahrhundert.
Ein Maschinenbauingenieur bricht mit den Modekonventionen
Die Wurzeln des Bikinis reichen tief in die Geschichte der Menschheit zurück. Bereits auf Schalen und Mosaiken aus dem Altertum, um 440 v. Chr., wurden Abbildungen von jungen Frauen in bikiniähnlichen Zweiteilern entdeckt. Dennoch feiert der Bikini, wie man ihn heute kennt, seine eigentliche Geburtsstunde um 1945 in Paris.
Im Sommer 1946 engagierte Louis Réard, seines Zeichens französischer Maschinenbauingenieur, die Nackttänzerin Micheline Bernardini ein von ihm entworfenes Kleidungsstück zu präsentieren. Kein Model hatte sich getraut diesen Hauch von Nichts über die Laufstege zu tragen. Vier Dreicke, zwei oben, zwei unten, zusammengehalten durch ein paar Kordeln – das war der erste Bikini und, wie nicht anders zu erwarten, ein Skandal als er dann am 05. Juli im Nobelbad Molitor vorgeführt wurde. Réard ließ sich jedoch nicht beirren, meldete ein Patent an und benannte das neuartige Bekleidungsstück nach einer der Marshallinseln, Teil des US-amerikanischen nuklearen Testgebiets.
Eine langsame Erfolgsgeschichte
Im Folgenden war der Bikini viele Jahre verpönt und an den meisten Badeorten sowie in Schönheitswettbewerben und grundsätzlich allen Hollywoodfilmen streng verboten. Große Modeblätter wie die Vogue rieten vom Tragen ab, das Fotomodel Ilonka wurde zu einer Sozialstrafe verurteilt, da sie in der Münchner Innenstadt im Bikini für selbigen werben wollte. Erst in den 60er Jahren, im Zuge der sexuellen Revolution, gepuscht durch Medien und Ikonen im Bikini wie Ursula Andress als Bondgirl in "James Bond jagt Dr. No", feierte der Bikini sein Comeback. Ab 1965 wurde Bikinitragen an immer mehr Stränden toleriert, um 1970 wurden auch die Verbote in den Schwimmbädern aufgehoben.
Bikinis heute
Heute ist der mal mehr mal weniger knappe Zweiteiler nicht mehr wegzudenken und hat den Badeanzug, vor allem in der jüngeren Generation, in Sachen Popularität längst überholt. Jedes Jahr erscheinen neue Versionen des ehemals so skandalträchtigen Zweiteilers. Neben den klassischen Modellen finden dabei auch immer mehr Unterformen ihren Weg in die Modeketten. So sind Tankinis erhältlich, bestehend aus Top und klassischen Höschen, Microkinis, die das Prinzip Freizügigkeit noch weiter auf die Spitze treiben, oder auch Mixkinis, die verschiedenste Modelle mischen.