Scheidungsprozess
Ein Scheidungsprozess ist für alle Beteiligten aufreibend
Einen Scheidungsprozess wünscht sich niemand, und trotzdem werden jedes Jahr in Deutschland fast 200000 Ehen geschieden – und das mit steigender Tendenz.
Ein Scheidungsprozess ist die letzte Möglichkeit, eine kaputte Beziehung zu beenden. Da sollte man eigentlich denken, dass Ehepaare erst alle anderen Möglichkeiten nutzen, bevor sie diesen ultimativen Schritt gehen. Doch in Wirklichkeit suchen nur wenige Paare vor der Scheidung eine Eheberatung auf und versuchen auf diese Weise, ihre Beziehung zu retten. Dabei ist eine Scheidung nicht nur mit teilweise hohen Kosten verbunden, sondern bringt sowohl dem Paar als auch eventuell vorhandenen Kindern viel Stress ins Leben. Erwachsene sollten immer zuerst an ihre Kinder denken, bevor sie einen Scheidungsprozess anstreben.
Einem Streit um das Sorgerecht sollte man möglichst aus dem Weg gehen, da die Kinder dann das Gefühl haben könnten, von einem Elternteil in Stich gelassen worden zu sein. Eine Ausnahme ist natürlich, wenn einer der Partner unter gravierenden Persönlichkeitsproblemen leidet, die auf die Kinder einen negativen Einfluss haben könnten. Dazu zählen insbesondere Drogen- und Alkoholprobleme, aber auch eine möglicherweise vorhandene Gewaltbereitschaft. In solchen Fällen ist es oft die beste Idee, das Jugendamt einzuschalten, um gemeinsam die beste Lösung für die Kleinen zu finden.
In Deutschland ist es gesetzlich vorgeschrieben, ein Trennungsjahr einzuhalten, bevor man einen Scheidungsprozess beantragen kann. Falls einer der Partner Einwände gegen die Scheidung erhebt, ist sogar eine Frist von drei Jahren vorgeschrieben. Trennung heißt in diesem Falle Trennung von Tisch und Bett. Wenn also einer der Partner regelmäßig beim anderen zum Mittagessen erscheint oder gar mit ihm noch einmal in die Kiste hüpft, dann sind die formalen gesetzlichen Voraussetzungen für eine Scheidung nicht erfüllt. Das sollte man bedenken, bevor man sich möglicherweise zu etwas hinreißen lässt, was man hinterher bereut.
Bevor Sie an einen Scheidungsprozess denken, sollten Sie jedoch versuchen, sich wieder zusammenzuraufen. Überlegen Sie sich, aus welchen Gründen Sie sich scheiden lassen wollen. Oft sind die Gründe nicht so gravierend, wie man im ersten Moment denkt, und auch einen Seitensprung kann man verzeihen. Natürlich benötigt es in einem solchen Fall eine Weile, um das verlorene Vertrauen wieder herzustellen. Scheuen Sie sich nicht, eine Eheberatung aufzusuchen. Die Fachleute dort sind mit allen Eheproblemen vertraut und können Ihnen häufig helfen, Ihre Ehe wieder zu kitten. Einen Scheidungsprozess sollte man nur ins Auge fassen, wenn man sicher ist, alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben.