Osterwasser
Osterwasser – das Wasser zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang
Osterwasser – ein Wasser, dem im Laufe der Geschichte viele wundersame Wirkungen nachgesagt wurden und das heute oft eine ganz andere Bedeutung bekommt.
Osterwasser – das richtige Osterwasser, jenes, was schon seit Urzeiten als Osterwasser bezeichnet wird, musste in der Nacht vom Ostersonnabend zum Ostersonntag in der Zeit nach Mitternacht und vor Sonnenaufgang aus einem Brunnen oder einer Quelle oder einem Bach geschöpft werden. Diesem Wasser wurden schon immer wundersame Kräfte nachgesagt. Mit dem Osterwasser sollte man viele Krankheiten heilen können. Hautausschlag, so hieß es, sollte mit dem Wasser gemildert werden können und auch für die Sehstärke sollte es gut sein.
Aus ferner Vergangenheit stammt auch der Glaube, dass das Osterwasser Krankheiten von den Haustieren und von Viehherden fernhält. Dazu mussten die Tiere oder auch ganze Viehherden am Morgen des Ostersonntags zum Bach oder zu einer Quelle und dort ins Wasser getrieben werden. Viele Menschen glaubten auch daran, dass sie, wenn sie selbst am Ostermorgen in einem Bachlauf badeten, ewige Jugend und Schönheit erlangen würden.
In anderen Regionen wurde das Osterwasser auch vor dem Morgengrauen geschöpft, dann aber in kleinen Flaschen oder Gefäßen abgefüllt und bis zum nächsten Osterfest meist in der Küche des Hauses aufbewahrt. Das Osterwasser sollte die Bewohner dieses Hauses, das Haus selbst und auch das dazugehörige Vieh vor allen möglichen Leiden und Unglücken beschützen.
Und auch die germanische Göttin Ostera stand Pate bei der Namensgebung des Wassers Ostera, Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit, gab, glaubt man den überbrachten Sagen in anderen Gegenden, dem Osterwasser nicht nur ihren Namen, sondern auch die Kraft, Jugend zu erhalten und die Fruchtbarkeit positiv zu beeinflussen.
Diese Jahrhunderte alten Bräuche zogen zu allen Zeiten Menschen in ihren Bann. Uns so ist es nicht verwunderlich, dass vielerorts auch heute noch die alten Bräuche gepflegt werden und man dem Wasser zu Ostern seine Ehrerbietung darbringt und ihm für die Kraft des Lebens dankt, indem man Brunnen und Quellen schmückt.
Schon vor Jahren hat das Osterwasser in der zivilisierten Welt noch eine etwas andere Bedeutung erlangt. Das heißt, wenn man genau darüber nachdenkt, hat sich nicht die Bedeutung des Osterwassers geändert, sondern die Herkunft des Osterwassers ist eine andere. Eines der heute noch weit verbreiteten Osterwasser wird nicht zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang aus irgend einem Brunnen oder irgend einer Quelle geschöpft, sondern kann in Flaschen abgefüllt und mit einigen Prozenten veredelt, in jedem Getränkemarkt erworben werden. Dieses Osterwasser hält dann ganz sicher nicht Krankheiten fern, aber vielerorts gehört es zum Osterfest dazu.